Nehls, Georg; Thiel, Martin (1988) Wassersport im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Diese Auswertung wurde erstellt von: Institut für Landschaftsentwicklung, TU Berlin
SPORTARTEN
Fischerei, Motorboot/Wasserski/Parasailing, Segeln, Wandern/Geländelauf
INHALT
Die Arbeit stellt die Ergebnisse des ersten Untersuchungssommers einer Studie für das Landesamt für den Nationalpark Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer vor, deren Untersuchungszeitraum 3 Jahre umfaßt. Da diese Ergebnisse in den Abschlußbericht eingeflossen sind, sind endgültige Aussagen zum Einfluß des Wassersports auf die untersuchten Art dort zu erwarten.
siehe deshalb auch Auswertung für das Informationssystem:
Nehls, Georg; Thiel, Martin; Bräger, Stefan & Meißner, Jan (1991): Auswirkungen des Bootsverkehrs im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer auf die räumliche Verteilung von Seehunden und mausernden Enten. - Kiel (Gutachten im Auftrag des Landesamtes für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer) 26 S. - unveröffentlichtes Manuskript
Der vorliegende Bericht enthält eine Beschreibung der aktuellen Situation der Sportschiffahrt sowie der Entwicklungstendenzen, die auf eine Zunahme des Sportbootverkehrs schließen lassen. Für die im Wattenmeer mausernden Eiderenten und Brandgänse sowie die Seehunde während der Jungenaufzucht werden Bestandszahlen, Störeffekte und räumliche Verteilung in Abhängigkeit vom Bootsverkehr dargestellt.
Abschließend wird eine Bewertung und räumliche Konkretisierung der geplanten Befahrensregelungen vorgenommen.
SCHLUSSFOLGERUNGEN DES/DER AUTOR(INN)EN
Unter Beachtung der Habitatansprüche ergibt sich folgendes Bild:
- Seehundliegeplätze befinden sich nur an tiefen Prielen mit steilen Ufern, insofern ist der Seehund weitgehend an schiffbare Gewässer gebunden bzw. konzentrieren sich die Seehundvorkommen an Gewässern, die für Wassersport attraktiv sind. Die Aufzucht der Jungen ist bei Seehunden an die Liegeplätze gebunden, deshalb reagieren sie hier relativ störungsempfindlich. Seehundjunge können nur während Niedrigwasser auf den Sandbänken gesäugt werden und sind dabei auf lange Ruhephasen angewiesen, da sie mehrmals pro Tide gesäugt werden.
- Eiderenten nutzen im Jahresverlauf fast alle Bereiche des Wattenmeeres. Die Mauserplätze lassen in ihrer Habitatausstattung keine grundsätzlichen Unterschiede gegenüber anderen Aktivitätsräumen erkennen. Möglicherweise ist das Fehlen von Störungen deshalb das ausschlaggebende Kriterium für die Wahl des Mauserplatzes.
BEZUG/QUELLE
Diese Publikation ist in der Präsenzbibliothek "Natursportinfo" im Freihandbereich der Zentralbibliothek der Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln einsehbar, wie übrigens die meisten in der Datenbank aufgeführten Publikationen. Die Arbeiten sind dort entsprechend ihrer Kennung (ID-Nummer, hier 55) sortiert.
Bestellungen sind gegen Gebühr möglich mit Mail an natursportinfo@dshs-koeln.de unter Angabe der Kennung (ID-Nummer)
UNTERSUCHUNGSGEBIET (Geo-Objekt, Naturraum, Bundesland)
Nationalpark Schleswig- Holsteinisches Wattenmeer, Schleswig- Holsteinische Marsch und Inseln, Schleswig- Holstein
UNTERSUCHUNGSANSATZ (Typ der Analyse)
Untersuchungszeitraum 4. Juli- 14. September 1987 - innerhalb der Wassersportsaison
6 Zählungen bei Niedrigwasser vom Flugzeug aus, Mindestflughöhe 500 Fuß:
Anzahl, Typ und Position der Boote sowie Anzahl an Seehunden und Enten
BEWERTUNGSMETHODEN, KRITERIEN
Störungen der Seehunde: Verlassen der Seehund- Liegebank
räumliche Verteilung in Abhängigkeit vom Bootsaufkommen
KONTROLLZUSTAND, AUSGANGSLAGE
Weitere Störquellen, die nicht Untersuchungsgegenstand sind: Surfen, Baden, ungestörte Bereiche nur in Schlickwatten und Vorländern
Bestandsdaten der untersuchten Arten im Untersuchungszeitraum:
Seehunde: Aufenthalt im UG von > 50 % der gesamten Wattenmeer- Population, Reproduktionszahlen steigen, Bestandszahlen steigen seit Einstellung der Jagd Anfang der 70er Jahre
Eiderenten: Mauser von ca. 110 000 - 120 000 Individuen der baltischen Population im Untersuchungsgebiet, Konzentration in Schwärmen von mehreren tausend Individuen
Brandgänse: Konzentration zur Mauser in Schwärmen von mehreren zehntausend Individuen
EINWIRKUNGSDAUER
ganztägig, ganzjährig
keine Beschränkungen des Befahrens durch die Nationalparkverordnung
EINWIRKUNGSART
optische und akustische Beunruhigung durch Boote und Wattwanderer
gezieltes Anfahren von Seehundbänken durch Ausflugsschiffe
EINWIRKUNGSGRAD
insgesamt 492 Boote, relativ geringe Zahl u. U. durch anhaltende kalte und nasse Witterung
Konzentration in Hafennähe, aber einzelne Boote auch in entlegensten Teilen des NP
TIERART | ART DER BEEINTRÄCHTIGUNG/AUSWIRKUNG |
1. Direkte Flucht: | |
Seehund-Phoca vitulina | während jeder Kartierung min. eine Beobachtung von Vertreibung von den Sandbänken durch anlegende oder ankernde Boote bzw. Personen, die während des Trockenfallens ihres Bootes aussteigen/baden |
2. Auswirkungen auf die räumliche Verteilung: | |
Seehund - Phoca vitulina Eiderente - Somateria mollissima Brandgans - Tadorna tadorna | Abb. 7, S. 21: Jungtieraufzuchtgebiete der Seehunde und Mausergebiete der beiden Vogelarten liegen außerhalb der Hauptschiffahrts- und -wattwandergebiete |