Fecker, Jochen (1983): Untersuchungen über die Störwirkungen des Freizeitverkehrs auf Fischreiher (Ardea cinerea), Haubentaucher (Podiceps cristatus) und einige Entenarten (Anatidae) an verschiedenen Gewässern Südniedersachsens
Diese Auswertung wurde erstellt von: Institut für Landschaftsentwicklung, TU Berlin
SPORTARTEN
Kanu, Kajak, Landgebundener Sport, Rudern, Segeln, Wandern/Geländelauf
INHALT
Zur Untersuchung der Auswirkungen von Erholungsverkehr auf Wasservögel wurden Untersuchungen an verschiedenen Gewässern durchgeführt.
Für das Steinhuder Meer sind Ergebnisse aus dem Gutachten "Auswirkungen des Freizeitverkehrs und der kommerziellen Nutzung des Steinhuder Meeres auf die Wasservögel in den Naturschutzgebieten am Ost- und am Westufer" entnommen und durch weitere Untersuchungen im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit ergänzt worden. Dabei wurde zum einen ein weiterer wassersportlich genutzter See untersucht und zum anderen ein Teichgebiet betrachtet, bei dem die Störreize v. a. von Passanten auf den die Teiche umlaufenden Wegen ausgehen.
Daten zum Teilgebiet Steinhuder Meer: siehe auch Auswertung für das Informationssystem
Fecker, Jochen; Velten, Norbert & Wagenführer, Karin (1982): Auswirkungen des Freizeitverkehrs und der kommerziellen Nutzung des Steinhuder Meeres auf die Wasservögel in den Naturschutzgebieten am Ost- und Westufer. - Braunschweig (Gutachten im Auftrag der Bezirksregierung Hannover - Obere Naturschutzbehörde) 60 S. - unveröffentlichtes Manuskript
SCHLUSSFOLGERUNGEN DES/DER AUTOR(INN)EN
Fluchtdistanzen:
- Einfluß des Standortes zum Zeitpunkt des Experiments: Bei Graureihern besitzt keine der untersuchten Vegetationsstruktur einen Sicherheitsvorteil, bei Enten dagegen deutlicher Unterschied zu beobachten. Bei Aufenthalt auf der freien Wasserfläche versuchen Enten, das Sicherheitsrisko durch Schwarmbildung zu vermindern.
- Die geringen Fluchtdistanzen der Haubentaucher sowie die Bestandszunahme im Untersuchungsgebiet lassen den Schluß zu, daß Haubentaucher die am wenigsten störanfälligste Art der untersuchten Arten ist.
Ganztagszählungen:
- Bei starkem Bootsverkehr kommt es zur räumlichen Verdrängung der Wasservögel in störungsarme und sichtgeschützte Bereiche.
- Im Riddaghäuser Teichgebiet beeinflußt, aufgrund der durch Besucher stattfindenden Fütterungen, das unterschiedlich spezialisierte Nahrungsverhalten der Reiher- und Tafelenten das Fluchtverhalten gegenüber den Passanten.
BEZUG/QUELLE
Diese Publikation ist in der Präsenzbibliothek "Natursportinfo" im Freihandbereich der Zentralbibliothek der Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln einsehbar, wie übrigens die meisten in der Datenbank aufgeführten Publikationen. Die Arbeiten sind dort entsprechend ihrer Kennung (ID-Nummer, hier 147) sortiert.
Bestellungen sind gegen Gebühr möglich mit Mail an natursportinfo@dshs-koeln.de unter Angabe der Kennung (ID-Nummer)
METHODEN
UNTERSUCHUNGSGEBIET (Geo-Objekt, Naturraum, Bundesland)
- Steinhuder Meer, Weser- Aller- Flachland: Hannoversche Moorgeest, Niedersachsen
- Binnensee, Wasserfläche 5775 ha
- Riddaghäuser Teiche (Mittelteich, Kreuzteich, Schapenbruchteich), im Übergang Weser- Aller- Flachland/Ostfälisches Hügelland, Niedersachsen
- naturnahes Teich-, Bruch-, Wiesen- und Waldgebiet mit 11 Teichen, Wasserfläche der 3 untersuchten Teiche: ca. 40 ha
- Seeburger See, Leinebergland, Niedersachsen
- Großweiher mit 82,9 ha Wasserfläche
UNTERSUCHUNGSANSATZ (Typ der Analyse)
Fluchtdistanzmessungen, ausgehend vom erwarteten Ort der Störquelle:
- Steinhuder Meer und Seeburger See: vom Boot (Kanadier und Segeljollen) aus, Erfassung von Fluchtdistanzen und vorangehenden Unruhereaktionen
- Riddaghäuser Teiche: von den die Teiche umlaufenden Wegen aus
- mehrstündige Wasservogelzählungen
- Steinhuder Meer: vom 18.5.-29.6.1981 vom Ufer aus: Untersuchung der Störwirkung von Wassersport auf dem gesamten See und unmittelbar an der Grenze des NSG am Ostufer
- stündliche Zählung täglich zwischen 9 und 18 Uhr: Zählungen der Vögel auf der freien Wasserfläche und in sichtgeschützten bzw. nicht sichtgeschützten Teilflächen des NSG, sowie Erfassung des Bootsverkehrs
- Riddaghäuser Teiche: vom 05.04.1982-28. 05. 1982: Auswirkungen von Einflüssen durch Passanten auf Rundwegen um die Gewässer
- stündliche Zählung täglich zwischen 9 und 16 Uhr
- Zählung der Vögel in definierten Teilbereichen
- Erfassung der Passanten auf den Wegen
BEWERTUNGSMETHODEN, KRITERIEN
Fluchtdistanzmessungen:
Kriterien einer Unruhereaktion:
- Graureiher: plötzliches Strecken des Halses, bei schon gestrecktem Kopf Hin- und Herdrehen des Kopfes
- Haubentaucher: mit Scheinputzen verbundenes Wegschwimmen
- Enten: aufgrund der Schwarmbildung nicht erfaßbar
Kriterien der Flucht:
Graureiher und Enten: Auffliegen
Haubentaucher: Ausweichen durch Wegschwimmen, Ausweichen durch Tauchen
Ganztagszählungen:
Anzahl und räumliche Verteilung der Tiere auf den Untersuchungsgewässern
KONTROLLZUSTAND, AUSGANGSLAGE
Jagd:
- Steinhuder Meer: Jagd von Boot und Ufer
- Seeburger See: Jagd vom Ufer
- Riddaghäuser Teiche: als Wildschutzgebiete ganzjährig von der Jagd ausgenommen, Fluchtdistanzen liegen hier insgesamt niedriger als in den anderen Untersuchungsgebieten
Differenzierung der Untersuchungen am Steinhuder Meer aufgrund unterschiedlicher Vegetationsverhältnisse:
- Ostufer: breiter Schilfgürtel mit davorliegenden Seerosenfeldern, Schilf- und Binseninseln à Sichtschutz für Tiere, Nahrungsbiotop, Brutbiotop für zahlreiche Entenarten
- Westufer: Verlandung durch schwimmende Wiesen: Rasendecke aus ca. 30 cm hohem Wurzelfilz, der auf einer bis zu 3 m dicken Schlammschicht schwimmt ® Wasserfläche am Westufer ohne Sichtschutz für Tiere, kein Brutbiotop, aber als Rastfläche für Durchzügler von Bedeutung
ERGEBNIS
EINWIRKUNGSDAUER
ganztägig
EINWIRKUNGSART
- optische und akustische Beunruhigung
- Steinhuder Meer und Seeburger See v. a. durch Boote
- Riddaghäuser Teiche v. a. durch Spaziergänger
- Fütterung von Enten durch Passanten
EINWIRKUNGSGRAD
Steinhuder Meer, Ganztagszählungen: Einteilung in Tage mit durchschnittlich
- weniger als 150 Booten (n=7)
- mehr als 200 Boten (n=11)
- mehr als 350 Booten (n=7)
Riddaghäuser Teiche, Ganztagszählungen: Einteilung der Tage mit
- wenig Passanten: <40/5 min
- vielen Passanten: >50/5 min
Räumliche Verteilung, Besucheraufkommen im Vergleich:
- Mittel- u. Kreuzteich Rundwege
- Schapenbruchteich nur ein Ufer zugänglich à um 50 % weniger Besucheraufkommen als am Kreuzteich
- Kreuzteich 30 % mehr Besucheraufkommen als Mittelteich